Schätze die Gegenwart


Der Zen-Buddhismus spielt in Japan eine markante Rolle. Er wird als Kultur der Stille und Meditation beschrieben. Und wenn man die Meditation als eine zeitweilige Konzentration auf eine Sache versteht, während der man äußere Reize von sich schiebt, dann sind wir schnell beim Judotraining. Wer sich nicht konzentriert, versteht die manchmal komplexen Bewegungsvorgänge nicht; wer nicht aufpasst, der fliegt (auf die Matte); wer nicht nachdenkt, dem offenbart sich der Sinn seines Tuns nicht. Wer nicht bei der Sache ist, dem entgeht das Wesentliche.
Heben wir also den Kopf vom Smartphone und lassen die nachfolgende Begebenheit auf uns wirken:


Es kamen einmal ein paar Suchende zu einem alten Zenmeister.

„Herr“, fragten sie, „was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie du!“

Der Alte antwortete mit mildem Lächeln: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“

Die Fragenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: „Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, wir essen und wir gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?“

Es kam die gleiche Antwort: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“

Die Unruhe und den Unmut der Suchenden spürend, fügte der Meister nach einer Weile hinzu: „Sicher liegt auch ihr und ihr geht auch und ihr esst. Aber während ihr liegt, denkt ihr schon ans Aufstehen. Während ihr aufsteht, überlegt ihr, wohin ihr geht und während ihr geht, fragt ihr euch, was ihr essen werdet. So sind eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo ihr gerade seid. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein“.
(Quelle unbekannt)

Und vielleicht könnte den Jüngern des Zen-Meisters auch der Japanische Glücksgott Hotei helfen




 (hier auf dem Reissack schlafend nach einem Holzschnitt von Hokusai).

(Heiner)
(Text als PDF)

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Letzte Änderung: 07.06.2018