Judo-Selbstverteidigungskurs 2009
Am 11.03., 1.4. und 22.0.2009 stand während des Trainings Judo-Selbstverteidigung auf dem Programm.
Auch Schubsen will gelernt sein
Eine Betrachtung der ersten Übungsstunde zur Judo-Selbstverteidigung vom 11.03.2009
Der Plan ist noch vor Weihnachten letzten Jahres entstanden. Mehr aus einer unbestimmten Laune heraus, als mit einer festen Absicht im Hinterkopf, hat Hellmut Koch gefragt, was die Allgemeinheit denn wohl davon hielte, sich etwas intensiver mit der Judo-Selbstverteidigung zu beschäftigen, die in den letzten Jahren einen immer stärkeren Einfluss auf das Program der Dan-Prüfungen genommen hatte. Zwar hat sich zu dem fraglichen Zeitpunkt niemand ernsthaft mit dem Gedanken getragen (und trägt sich wahrscheinlich auch heute nicht), eine weitere Dan-Graduierung zu erringen, dennoch ist dieser Vorschlag innerhalb der Gruppe auf ein breites Interesse gestoßen.
Im Verlauf der nachfolgenden Wochen nahm Hellmut Kontakt zu Jan Smeikal auf, den er aus seinen Zeiten beim Post SV (jetzt Welfen SC) kannte, und der federführend bei der Entwicklung des Aspektes Judo-Selbstverteidigung der Prüfungsordnung des Niedersächsischen Judo-Verbandes mitgewirkt hatte. Der Beste erschien für unsere Zwecke natürlich gerade gut genug, schließlich musste er vor den kritischen Augen von Hardy und Dagmar bestehen, die – drücken wir es einmal vorsichtig aus – Judo für die Selbstverteidigung im Ernstfall als höchst ungeeignet und uneffektiv halten. Erfreulicherweise schien Jan keinerlei Bedenken zu haben, sein Program einer Gruppe altgestandener Individualsportler mit Hang zur unverblümten Meinungsäußerung zu präsentieren, und sagte sofort zu.
Da Jan Smeikal auch Günther Müller und mir als umgänglicher Judoka bekannt war, der wahrscheinlich gut mit den ausnahmslos liebenswerten Eigenheiten unserer Gruppe zurechtkommen würde, stand seine Person für diesen ersten Vorstoß in das Neuland der Judo-Selbstverteidigung niemals zur Debatte – auch nicht, als uns von Hedda und Björn vereinsinterne Personen empfohlen wurden, die ebenfalls bereit waren, bei uns einen ähnlichen Lehrgang zu möglicherweise günstigeren Konditionen abzuhalten. Trotz unserer hartnäckigen Weigerung, ihre Vorschläge in Betracht zu ziehen, stellten sie uns freundlicherweise für die Finanzierung unseres Vorhabens den Betrag von 50,- Euro aus der Vereinskasse zur Verfügung. Dadurch konnten die ersten drei Trainingseinheiten mit Jan problemlos realisiert werden, und anschließend würde man weitersehen, ob das Projekt später wiederholt oder gar erweitert werden sollte – vielleicht erwies sich die Angelegenheit ja auch als Schnapsidee ...
Am 11.03.2009 war es dann endlich soweit. Natürlich hatte niemand auf das geliebte Gürtelball-Spiel zum Trainingsbeginn verzichten wollen – schließlich soll es ja sogar Judokas in unseren Reihen geben, die vornehmlich wegen diesem körperlichen Betätigungsfeld Mittwoch für Mittwoch zu uns stoßen und die anschließende Judo-Einheit nur als unumgängliches Übel mit absolvieren – doch auf Grund des bevorstehenden Ereignisses kam es nur zu einer verkürzten Spielzeit. Auch unser Gasttrainer Jan hatte es sich nicht nehmen lassen, sich wagemutig mit in das Getümmel um den gelben Ball zu stürzen, und schoss für seine Mannschaft sogar ein Tor, was ihm natürlich zusätzliche Sympathien in nicht unerheblichen Maß einbrachte – auch bei den Mitgliedern der gegnerischen Mannschaft – zeigte sein Einsatz doch deutlich, dass er trotz seiner langjährigen Arbeit an den Prüfungsordnungen ein netter Kerl geblieben ist, der den Spaß an der ganzen Sache noch nicht aus den Augen verloren hat.
Über eine mangelnde Beteidigung konnte sich Jan jedenfalls nicht beklagen. Vierzehn Teilnehmer waren erschienen und erpicht darauf, sich in diese unbekannte Facette des Judosports einweisen zu lassen. Sogar Antje Döring war gekommen, die sich eigentlich zum Jahreswechsel von uns verabschiedet hatte. Mit Detlef bereicherte sogar ein absoluter Gruppenneuling unsere Reihen und wunderte sich sicherlich, wo er da hineingeraten war.
Schon in den ersten Sekunden nach dem Angrüßen war allen klar, dass ein neuer Wind durch das Dojo wehte und heute alles anders sein würde als sonst. Wir sollten durcheinander laufen – nichts links herum und auch nicht im Uhrzeigersinn – kreuz und quer ohne jede Ordnung und die Möglichkeit, gemeinsam ein gemütliches Pläuschchen während der körperlichen Ertüchtigung zu halten, wie Wolfgang und Hardy es mitunter zu tun pflegen, und auch Dagmar war die ausufernde Lauferei nicht ganz geheuer. Ausgewichen wurde bei einer drohenden Karambolagen erst möglichst spät, zunächst nach links, anschließend nach rechts, und ständig in Schulterhöhe getragene Hände bewahrten uns vor dem Schlimmsten.
Nachdem diese Sequenz überstanden war, die sich im Nachhinein als die anstrengenste erweisen sollte, wurden wir in die Feinheiten des ein- und beidseitigen Handballenstoßes eingewiesen – Schubsen für Fortgeschrittene – und mussten erlernen, die Länge unserer Arme genau einzuschätzen und möglichst effizient einzusetzen. Diesem uns nun mühsam antrainierten Akt der Aggression wurde ein weicher Block entgegen gesetzt, der den Angriff nicht aufhalten sondern in die Leere laufen ließ. Freudig wurde da auf der Matte gestoßen und geblockt, wenngleich im Eifer des Gefechts manchmal die Eleganz der Übung etwas litt oder Ausweichbewegungen ganz vergessen wurden. Wie beim normalen Judo auch hatte die Übung ganz besondere Tücken, sobald man sie links herum ausführte und plötzlich alles ganz anders war.
Zum Abschluss der ersten Trainingseinheit der Judo-Selbstverteidigung wurde der potentielle Angreifer mit einem konzentrierten Zweihandballenstoß und angedeutetem Ko-soto-gake ´in die Pampa´ gestoßen, um sich von diesem zu lösen und ihm die Möglichkeit des In-sich-Gehens zu bieten, damit er sich hoffentlich eines Besseren besinnen konnte, als seine fruchtlosen Attacken gegen unsere Person fortzuführen. Hellmut zerschellte bei der Demonstration sogar unbeabsichtigt an der Dojowand und zeigte allen Anwesenden, wie wirkungsvoll vollendetes Schubsen sein kann. Danke, Hellmut.
Bei der Nachbesprechung der Trainingseinheit im Michelangelo, die ohne Jan stattgefunden hatte und somit frei von jeder Rücksichtnahme seiner Person gegenüber gewesen war, hat es sich gezeigt, dass dieser erste Abend allen Anwesenden großen Spaß gemacht hat. Wahrscheinlich waren die gestandenen Kämpfer der Judo-Hobbygruppe von ihren Gasttrainer hinsichtlich ihrer Belastbarkeit zwar grob unterschätzt worden, doch auf diese Weise war es allen Beteiligten möglich gewesen, die Übungen bis zum Schluss in vollem Umfang zu absolvieren. Für einen Außenstehenden ist es bestimmt nicht einfach, das durchschnittliche Leistungsniveau einer ihm nicht bekannten Gruppe mit einem internen Altersunterschied von immerhin 50 Jahren auf Anhieb richtig einzuschätzen.
Doch was erwartet uns nun beim nächsten Mal? Ich weiß es nicht – nur soviel ist gewiss, dass es etwas ganz anderes sein wird. Ein Kommen lohnt sich also auf jeden Fall. Am 01.04.2009 ist es wieder soweit. Trotz der Osterferien wird es hoffentlich auch zu diesem Termin eine hohe Teilnehmerzahl geben, und niemand, der die erste Trainingseinheit verpasst hat, sollte deswegen diesem außerordentlichen Ereignis fernbleiben, denn eine Kenntnis der bereits erlernten Techniken ist nicht vonnöten. Ich freue mich auf Euch.
(Andreas)
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