Heiner

 

Aus der Rubrik: Im Blickpunkt

Braunschweiger Zeitung vom 21. Februar 1987

Heiner Sauer

„Selbstdarstellung betreibe ich eigentlich ungern", sagt Heiner Sauer zu Beginn des Gespräches. Der 46jährige Jurist, Staatsanwalt beim Landgericht Braunschweig, ist seit drei Jahren Vorsitzender des niedersächsischen Judoverbandes. „Mehr oder weniger bin ich damals von meinem Vorgänger Klaus Glahn dazu überredet worden, dieses Amt zu übernehmen", erinnert sich der ruhige und zurückhaltende Vater zweier Kinder an den Wechsel vom Aktiven- ins Funktionärslager.

Von der Leichtathletik kam Heiner Sauer 1957 zum Judosport. Im Verlauf seiner Sport-Karriere heimste er jede Menge Titel ein: Vielfacher Landes- und Norddeutscher Meister, viermal deutscher Hochschulmeister und 1957 schließlich Deutscher Meister. 1970 war Schluß mit dem Leistungssport, da berufliche Aufgaben ihn stärker beanspruchten.

Anschließend trainierte er längere Zeit das Bundesliga-Team des PSV Braunschweig. „Zunächst konnte ich den Verbandsposten mehrfach erfolgreich abwehren", schmunzelt Heiner Sauer, der seine Regieaufgabe als oberster Repräsentant von 200 niedersächsischen Vereinen mit über 20000 Mitgliedern von der nüchtern-sachlichen Seite betrachtet.

„Im Wesentlich sorge ich für den reibungslosen Kontakt zum Landessportbund und verstehe mich weniger als Verwalter des Leistungssports, sondern mehr als Förderer des Breitensports." Der Mann, der früher einer der besten Judoka Deutschlands war, hat ein äußerst kritisches Verhältnis zum Leistungssport heutiger Prägung. „Ich habe Leistungsport als Vergnügen neben meinem Jura-Studium in Marburg betrieben. Mittlerweile ist der Zeitaufwand, um zumindest in die nationale Spitze zu gelangen in allen Sportarten so groß, daß die Betroffenen oft nicht einmal mehr eine Ausbildung abschließen".

Weiterhin kritisiert Sauer die immer engere Verzahnung von Sport und Werbung. „Vereine und Einzelsportler geraten so immer stärker in Abhängigkeit von Sponsoren oder Wirtschaftsunternehmen. Der Sportler wird so immer stärker zum bloßen Werbeträger reduziert." Geld spielte während seiner Aktivenzeit keine Rolle, aber in der Welt kam er herum.

In fast allen Ländern Europas stand er auf der Matte und 1968, ein Jahr nach seinem Deutschen Meistertitel war er zu einem Trainingsaufenthalt drei Monate in Japan. Heute sieht er seine Hauptaufgabe in der Förderung von im Judosport bisher vernachlässigten Gesellschaftsgruppen.

Schon seit acht Jahren leitet er im PSV eine Judo-Hobbygruppe mit 80 Mitgliedern zwischen 18 und 50 Jahren. Im Landesverband wurde inzwischen ein Trainer für Behinderten-Judo eingestellt. „Der Erfolg ist gewaltig," sagt Heiner Sauer zu dieser Maßnahme: Judo als Integrationshilfe für Benachteiligte.
kue

(Originalartikel als PDF)


Bei Fehlern, Fragen, Anregungen etc.:    info@guertelball.de Datenschutzerklärung
Letzte Änderung: 07.06.2018